Über mich

1965 wurde ich als Tochter einer Schneidermeisterin und eines Kürschnermeisters geboren – man könnte also fast sagen, da schwammen schon Haare und Stecknadeln in meiner Muttermilch.

Mein erstes Pelzmäntelchen bekam ich mit einem halben Jahr von meiner Großmutter, die damals zusammen mit ihrem Mann, auch Kürschnermeister, das Pelzhaus Plappert verantwortlich leitete. Für mich wurde Pelz tragen so normal wie Atmen – Frieren war bei uns keine Option und dies ist bis heute so.

In den späten 70er Jahren entwickelte ich jedoch eine kritische Haltung darüber, woher denn eigentlich die Felle, aus denen meine Jacke gearbeitet ist, herkommen und fast noch wichtiger – was passiert mit dem Rest des Tieres? Zu dem Zeitpunkt war meine aktuelle Jacke aus Lammfell, das Tier wurde gegessen und aus dem Rest entstand ein wundervoll weiches und warmes Fell, woraus mir mein Vater eine Jacke gearbeitet hat – das war für mich vollkommen ok. Doch wo kommen all die anderen Felle her? Frei nach dem Motto: Wer nicht fragt bleibt dumm! Mein Vater öffnete mir nach jeder noch so kritischen Frage einfach nur Türen. Pubertär, wie ich zu dem Zeitpunkt war, hätte ich ihm sowieso erst einmal nicht geglaubt.

So lernte ich zum Beispiel einen Indianer aus Kanada kennen, der auf der Jagd Tiere fing. Er war freundlich, nett und aufgeschlossen und beantwortete jede Frage. Ich arbeitete eine Woche auf einer Nerzfarm und erlebte live, wie der Farmer mit seinen Tieren arbeitete und umging. Ein Bild, MEIN Bild entstand.

Je intensiver ich mich auseinander setzte, desto mehr kam ich zu dem Ergebnis – dass das Fell zu tragen, wenn Tier und Artenschutz eingehalten werden und das komplette Tier verarbeitet wird, etwas Natürliches ist. Meiner Meinung nach darf nur kein Mode Gag sein, der schon nach ein oder zwei Jahren ausrangiert wird.

So kam, was kommen musste und mir quasi in die Wiege gelegt war: nach dem Abitur begann ich meine Ausbildung in Nürnberg zur Kürschnerin. Meine damalige Chefin förderte mich, wo sie nur konnte. Ich durfte am Anfang des dritten Lehrjahres am Lehrlingsdesign Wettbewerb teilnehmen. Sie wusste genau wie sie mich ködert, denn ich hatte entweder die Möglichkeit, ein Lagermodell zu erarbeiten, dann müsste ich aber meine Ideen absprechen und unter Aufsicht arbeiten, oder ich würde ein Modell für mich designen, in meiner Freizeit, aber in der Werkstatt und mit der vollen Unterstützung aller ausgelernter Kollegen. Ein freiheitsliebender Geist wie ich immer schon war, wurde es selbstverständlich  ein Modell für mich. Meine Chefin schenkte mir zwei alte Persianer Jacken und das Futter, von meinem Vater organisierte ich mir eine alte Sealjacke, die er mir schwarz färbte. Ich fertigte ein Gehrock mit Hut und Minirock aus Fell. Damit gewann ich meinen ersten Design Wettbewerb aus recyceltem Material. Genau da war es passiert – mein Kampfgeist mich modisch zu messen war geweckt.

1988 absolvierte ich meine Gesellenprüfung als Jahrgangsbeste mit einem Gesamtdurchschnitt von 1,0 als Kammersiegerin. Nach dem ersten Gesellenjahr in Mainz kam ich zum ersten Mal in die Firma Plappert. Mein Vater zu jung und ich mit zu vielen Flausen im Kopf, war es gut für uns, mich noch einmal in einem anderen Gewerk zu versuchen. 1991 heirateten mein Mann und ich und ich kehrte in die die Firma Plappert zurück. Mit stolz geschwellter Brust und in Siegerlaune wollte ich nun endlich meinen Modeflausen nachgehen und am ersten Wettbewerb teilnehmen. Ich hatte keinerlei Budget und durfte auch nicht während der regulären Arbeitszeit Modelle kreieren, also fertigte ich am Wochenende und nach Feierabend meine ersten Designmodelle.

Heute rückblickend betrachtet waren die ersten Entwürfe ausgesprochen experimentell. Zu keiner Zeit hatte ich Sorge nicht erfolgreich sein zu können! Umso schlimmer schallte die Ohrfeige, als ich mit allen vier Modellen mit Pauken und Trompeten durchfiel. Mein Mann half mir, mit diesem Misserfolg umzugehen, indem er das von mir entworfene Herrenteil voll Stolz an jedem kühlen Tag trug und immer auf die Frage, was das denn sei, antwortete: „ diese tolle Jacke hat mir meine Frau gemacht“! Das machte mir neuen Mut. Immer noch mit dem Wunsch im Herzen zu den großen Namen in der Branche zu gehören, begann ich aufs Neue am großen internationalen Modellwettbewerb des Zentralverbands des deutschen Kürschner Handwerks teilzunehmen. 1996 erhielt ich meine erste Auszeichnung und endlich 1998  gewann ich meine heiß ersehnte erste Goldmedaille, welcher im Laufe der Jahre noch viele Auszeichnungen und Preise folgten. Solange es diesen Wettbewerb gab und er von einer Modekundigen Jury bewertet wurde, nahm ich jedes Jahr und fast immer erfolgreich teil.

1994/95 legte ich die Meisterprüfung ab. Zeitgleich beendete ich an der Akademie des Handwerks in Mannheim den Betriebswirt/in des Handwerks. Dies feierte ich mit meinen Kunden mit einer echten Weltneuheit. Die erste Modenschau, auf der nicht ein einziges neues Pelzteil lief. Mit stehenden Ovationen und tosendem Applaus feierten meine Kundinnen und Kunden den ihnen präsentierten Ideenreichtum und dabei habe ich nur ganz nebenbei gezeigt, was bei uns im stillen Kämmerchen so alles entsteht.

2001 übernahm ich das Pelzhaus Plappert von meinem Vater. Seit dieser Zeit beschäftige ich mich mehr und mehr mit der Verwandlung, Umgestaltung Neu-Erfindung, Re-Design oder wie es zurzeit heißt, dem Upcycling alter Pelze im Kundenauftrag. Bis heute bin ich nicht müde geworden, immer wieder neue Wege zu gehen, um aus dem altbackenen Schrankfund ein hippes Designerunikat zu schaffen.

Geht es nachhaltiger? Ich glaube nicht.

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